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Wie Phönix aus der Asche


„Das kleine Ich bin Ich“ ist eine Art Schlüsselbuch für die gebürtige Serbin, die bereits lange die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt und überzeugte Wienerin ist. Wie das kleine bunte Tier in Mira Lobes unvergleichlicher Kindergeschichte musste sie in ihrer Lebenskrise auch erst „von einem zum anderen gehen, um zu fragen, ob ich das bin, oder das bin, oder das. Und durch den FAB hab‘ ich mich gefunden“, strahlt Juljana T. heute. Und sie hat nicht nur sich selbst gefunden, sondern auch einen Berufszweig, von dem sie schon von klein auf träumte: die Arbeit mit Kindern. Das Beste daran: Der neue Job bietet weitere Entwicklungsmöglichkeiten!

Bis dahin war es allerdings ein steiler, steiniger Weg. Vor dreißig Jahren zog die gelernte Maschinenbauschlosserin nach Wien und bekam in den folgenden Jahren drei Kinder. In ihrem angestammten Beruf konnte Juljana T. hier nicht arbeiten, war deshalb 14 Jahre in der Obst- und Gemüseabteilung eines Supermarktes tätig. Und dann ging so einiges schief: Scheidung, Jobverlust, finanzielle Probleme, auch körperlich ging es ihr nicht gut – die nunmehrige Alleinerzieherin war verzweifelt, verlor all ihr Selbstvertrauen und hatte niemanden, der sie auffing. Natürlich unterstützten ihre mittlerweile erwachsenen Kinder sie bestmöglich, aber „den Kindern kann ich nicht sagen, was genau mich drückt. Ich bin ja die Mama, sie sind die Kinder“, beschreibt die Frau, die jahrelang nur für andere da war und ihre eigenen Bedürfnisse stets hintanstellte, wie alleingelassen sie sich fühlte.

Eine Frau mit blondem, kinnlangen Haar lächelt in die Kamera

Über das AMS kam sie zum FAB und fand hier endlich die langersehnte, dringend benötigte Unterstützung. „Frau T. war am Anfang verzweifelt, hat einen angespannten Eindruck gemacht, war gesundheitlich eingeschränkt durch die Psyche und den Körper“, erinnert sich ihre Beraterin Angelika Vötsch-Rosenauer, vor der Juljana T. offen alles ausbreitete, was in ihrem Leben schieflief. „Und ich hab‘ gesagt, okay, jetzt sind Sie einmal dran. Und jetzt machen wir einmal step by step. Wir gehen die Probleme an, als erstes die Gesundheit. Ich hab‘ keinen Druck gemacht, keinen Stress, denn ich hab‘ gleich gesehen, dass sie an der Grenze zum Burnout war.“ Diese Herangehensweise war für die entmutigte Frau der Start in eine bessere Zukunft: „Ich bin weinend hierhergekommen und mit einem Lächeln nach Hause gegangen.“

„Ich habe viel Kraft bekommen, damit ich auf eigenen Beinen stehen kann. Frau Vötsch-Rosenauer hat mich wirklich sehr unterstützt, jedes Mal, wenn ich zum Gespräch gekommen bin, hab‘ ich wieder ein Ziel erreicht“, ist Juljana T. dankbar. Eine Physiotherapie ließ sie körperlich gesunden, eine neue, billigere Wohnung half dabei, die Vergangenheit und belastende Erinnerungen hinter sich zu lassen und einen kompletten Neuanfang zu wagen. Auch für finanzielle Unterstützung wurde gesorgt, sodass die Frau, die sich schon fast aufgegeben hatte, endlich den Kopf frei hatte für die Jobsuche.

Zwei Frauen, eine mit kinnlangem blonden Haar, die andere mit langen braunen Haaren, führen sitzend ein Gespräch.
Juljana T. fand in Angelika Vötsch-Rosenauer jemanden, der sie wirklich verstand.

Und es sollte nicht irgendein Job sein: „Ich will etwas Gutes machen im Leben, nicht nur arbeiten, weil ich arbeiten muss. Ich will, dass die anderen auch positiv reagieren und dass mir auch etwas Positives bleibt“, war T.s Anspruch. Dank der Unterstützung durch den FAB hat sie auch den Glauben an sich selbst und ihre ureigene Kraft wiedergewonnen: „Frau Rosenauer hat mich wie ein Buch gelesen und hat gesagt: ,Du kannst das machen, du musst zeigen, dass du das kannst. Ich weiß, dass du das schaffst und ich vertraue dir.‘ Und dann hab‘ ich wirklich Mut bekommen.“ Angelika Vötsch-Rosenauer war von der Zusammenarbeit begeistert: „Frau T. hat Power und war wirklich zielgerichtet und wollte das auch wirklich für sich machen, also sie hat die Motivation gehabt und die Power.“

Gestärkt durch die Unterstützung der erfahrenen Beraterin bewarb sich Juljana T. schließlich für einen Job mit Ausbildung zur Kindergarten- und Hortassistentin und konnte so ihren Kindheitstraum erfüllen: Seit nunmehr drei Monaten arbeitet sie in einem Kindergarten der Stadt Wien und macht zusätzlich eine zweijährige Jugendschutz-Ausbildung. Ihr erfolgreicher Neubeginn wirkte sich auch positiv auf ihren Sohn aus, der keine abgeschlossene Ausbildung hatte und nach Corona bereits unter psychischen Problemen und der problematischen Lage der Mutter litt: Er startet nun eine Lehre.

Die Kund*innen brauchen oft Zeit

„Ohne den FAB hätte ich das alles nicht geschafft“, ist sich Juljana T. sicher. „Ich hab‘ ein bisschen Abstand gebraucht, um mich zu fassen, um herauszufinden, wie ich weiterkann.“ Dieses Problem kennt ihre vielseitig ausgebildete Beraterin nur zu gut: „Die Kund*innen brauchen oft Zeit, und man muss die Ursachen herausfinden, warum sie vielleicht schon länger nicht mehr im Arbeitsprozess sind.“ Dabei steht zwar die Vermittlung, die Arbeitsaufnahme im Vordergrund, aber es ist auch wichtig, die Stolpersteine auf dem Weg zum Job aus dem Weg zu räumen. „In unser Projekt Monsun kommen nur Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen, egal ob physischer, psychischer, mentaler Natur“, berichtet Angelika Vötsch-Rosenauer. Um eine optimale Begleitung zu ermöglichen, können die Teilnehmer*innen bis zu zwölf Monate beraten werden, zusätzlich gibt es eine Nachbetreuung.

„Ich empfehle jedem, das zu machen: Man muss alles nutzen im Leben, was uns unterstützen kann“, rät Juljana T., die durch das Interview auch angeregt wurde, ein Buch über ihr Leben zu schreiben – der Zeit beim FAB wird darin sicher ein ganz besonderes Kapitel gewidmet! Apropos Buch: Mira Lobes Geschichte inspiriert T. nach wie vor. Beispielsweise bastelte sie zu Schulbeginn mit ihren Schützlingen das „kleine Ich bin Ich“ …

Juljana T. wurde beim arbeit plus Wien-Mitglied FAB Monsun beraten und arbeitet nun in einem Kindergarten der Stadt Wien.

„Ich war wirklich ganz am Boden –
und hier hab‘ ich jedes Mal Kraft bekommen.“
Juljana T.

„Wir machen keinen Druck, schauen zuerst,
dass wir die Probleme auf Schiene bringen.“
Angelika Vötsch-Rosenauer, FAB Monsun