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Das Unmögliche möglich gemacht

Achmed ist beliebt, das steht außer Frage: An seinem Arbeitsplatz, der Strandbar Herrmann, wird er von den Kolleg*innen herzlich begrüßt – es rennt der Schmäh, würde man auf gut Wienerisch sagen. Man spürt, hier fühlt er sich wohl, hier ist ihm keine Arbeit zu schwer – alles erledigt er mit einem freundlichen, breiten Lächeln. Ob Tische abräumen, Abwasch, Lagerarbeiten – alles geht ihm leicht von der Hand, weil er hier beruflich angekommen ist, zwischen Sand, Palmen und vielen Menschen in Feierlaune.

Dass er in seinem Alter, knapp vor der Pension, noch einen neuen Job gefunden hat, freut nicht nur ihn, sondern auch seine Beraterin Franziska Horner. Seit Achmed A. 2006 mit seiner Familie aus Tschetschenien nach Wien gekommen ist, hat er immer gearbeitet, war zumeist handwerklich tätig, etwa bei einer Montagefirma und zuletzt bei einer Firma im Rolltreppenservice. Man kann sich vorstellen, wie es den engagierten Mann getroffen haben muss, dass er plötzlich offenbar nicht mehr gebraucht wurde. Doch er verlor nicht den Mut, bemühte sich wieder um Arbeit und war froh, als das AMS ihn zu Volkshilfe TAV Betriebe vermittelte.

Ein älterer Mann mit T-Shirt, Jeans und Schirmkappe sitzt in einem Liegestuhl.

Früher, in Tschetschenien, war er als Chauffeur tätig gewesen – das kam ihm auch bei der Volkshilfe zugute, wo er im Logistikcenter beschäftigt war. „Ich hab‘ hier immer verschiedene Arbeiten gemacht: Wohnungen ausräumen, Container ausräumen, Chauffeur – ich war oft Chauffeur!“, berichtet er fröhlich lachend. Er arbeitete Vollzeit, war außergewöhnlich motiviert und lernte in der täglichen Arbeit sehr viel. „Es war sehr, sehr gut dort. Gute Leute, gute Mitarbeiter*innen, gutes Büro, guter Chef... und sehr, sehr gute Beratung!“, schwärmt Achmed und strahlt Franziska Horner an: „Diese Arbeit, diese Frau
hier, die hat mir meinen Job verschafft.“

"Wir haben sehr stark mitbekommen bei Achmed, dass er sehr gerne noch arbeiten und nicht in Pension gehen möchte“, erinnert sich seine Beraterin. „Er war immer hochmotiviert. Deshalb haben wir uns bemüht, ihn etwas zu verlängern, damit wir ein bisschen mehr Zeit haben, noch einen guten Job zu finden.“ Die Vermittlung in eine dauerhafte Anstellung gestaltete sich am Anfang eher schwierig – aufgrund des Alters. „Das war oft ausschlaggebend, dass die Firmen einfach nicht so interessiert waren. Und auch immer wieder die Deutschkenntnisse“, erklärt Franziska Horner. Geklappt hat es schließlich mit der Strandbar Herrmann, die schon länger eine Kooperationspartnerin der Volkshilfe ist. „Wir haben die Chance genützt, dass wir diesen Zugang haben, und haben den Lebenslauf gemeinsam mit einer Empfehlung von uns geschickt.“

Eine Frau mit langen brünetten Haaren und ein älterer Mann stehen vor vielen Liegestühlen und Sonnenschirmen.
Achmed A. ist Beraterin Franziska Horner dankbar, dass sie den für ihn passenden Job fand.

Achmed A. geht in seiner Tätigkeit auf: „Immer verschiedene Aufgaben – Geschirr waschen, ausräumen, in der Küche, aber auch draußen. Auch Tische abräumen. Und es gefällt mir, es passt und ich bin zufrieden“, grinst er fröhlich. „Der Chef hat gesagt, dass ich auch in der Pension gerne wieder kommen kann. Er hat gesagt, das wäre schade, wenn das mein letztes Jahr ist“, ist der arbeitsame Mann stolz, dass seine Mitarbeit so geschätzt wird. Kein Wunder, Achmed ist mit vollem Einsatz dabei: „Die jungen Leute, die hierher kommen, die studieren, die wollen nicht so viele Stunden arbeiten. Ich will richtig arbeiten“, und er erzählt vom Vortag, als er bei der „Silent Disco“ eine Nachtschicht geschoben hat, die sehr anstrengend war. Aber was man gerne tut, fällt einem bekanntlich viel leichter, und so ist er auch stets bereit einzuspringen: „Es sind immer wieder viele Leute krank, dann können sie nicht tragen, waschen, aber für mich ist das egal. Ich mache alle Arbeiten.“

Die Berater*innen lernen Stärken und Vermittlungshemmnisse kennen

Franziska Horner freut sich, dass ihr ehemaliger „Schützling“ bei der Jobsuche doch noch so erfolgreich war. „Wir konzentrieren uns auf die Menschen und schauen uns auch sehr genau an, was die jeweilige Person mitbringt und in welche Richtung es gehen kann.“ Die Berater*innen erleben die Teilnehmer*innen bei der Arbeit in den verschiedenen Geschäftsfeldern der Volkshilfe TAV Betriebe – Reinigung, Stadtpflege und Hygieneservice sowie Second Hand & Logistik – und lernen so deren Stärken und Vermittlungshemmnisse kennen. Die Geschäftsfelder sind dabei nicht ausschlaggebend für die Branchen, in die anschließend vermittelt wird – da wird natürlich auf die Wünsche der Kund*innen eingegangen. Zusätzlich zur individuellen Beratung gibt es verschiedenste Workshops, zum Beispiel Bewerbungstrainings oder eine Bewerbungswerkstatt. Deutschkurse, in denen auch Fachjargon und Arbeitsvokabular vermittelt wird, sind von unschätzbarem Wert für viele Teilnehmende.

Bei der Vermittlung profitieren die Kund*innen von den zahlreichen Kooperationen der Volkshilfe TAV Betriebe – etwa im Handel oder auch in der Stadtpflege, wo eng mit der MA 42 und der MA 48 zusammengearbeitet wird. In der Reinigung beispielsweise werden gerade weitere Kooperationen aufgebaut. Auch mit Wiener Wohnen wird zusammengearbeitet, hier haben Teilnehmer*innen immer wieder die Möglichkeit, ein Praktikum zu absolvieren, um so festzustellen, ob der Betrieb für sie passend ist. Selbstverständlich bestehen auch Kooperationen mit kleineren Betrieben wie der Strandbar Herrmann, wo Achmed A. knapp vor der Pension noch seinen Traum vom neuen Job verwirklichen konnte. Ihm und seiner Familie geht es gut: „Meine Kinder haben eine andere Arbeit“, erzählt er stolz. Eine Tochter hat Mechatronik studiert, die andere ist ebenfalls Magistra und seit nunmehr zehn Jahren beim Magistrat beschäftigt. Und frischgebackener Opa ist er auch noch – es läuft für Achmed!

Achmed A. war beim arbeit plus Wien-Mitglied Volkshilfe TAV Betriebe beschäftigt und arbeitet nun in der Strandbar Herrmann.

„Jetzt hab‘ ich einen Job bis zur Pension gefunden!“
Achmed A.

„Wir haben viele Kooperationen mit Betrieben,
wo wir hin vermitteln können.“
Franziska Horner, Volkshilfe TAV Betriebe